Dienstag, 23. Juni 2009

Systemtheoretische Ansätze

Im folgenden Post sollen noch einmal die Systemtheoretischen Ansätze, vor allem bezogen auf das Buch als Massenkommunikationsmittel, behandelt werden.

Wie dies in der damaligen Lehrveranstaltung (Schema an der Tafel) besprochen wurde, und wie Gruppe A dies in deren Grafik sehr schön veranschaulicht hat (http://masscommunication-blog.blogspot.com/2009/06/schema-der-kommunikation-in-rfa.html), zeigt das Werk von Philip K. Dick immer wieder Punkte eines Systems – vor allem eines sozialen Systems - auf. Auch in der Sitzung vom 03.06.2009 wurde, in Bezug auf die Geschichten Dicks zur Zeitreise bzw. Manipulation (Dynamik), das Systemhafte kurz erläutert.

In diesem Eintrag wird versucht, den Begriff der Systemtheorie auf die Geschichten von P.K. Dick umzulegen. Der hier verwendete Begriff der Systemtheorie basiert auf der Grundlage von Talcott Parson und Niklas Luhmann. (vgl. Schäfers 2006, S.283ff)

Diese Definition der Systemtheorie ist nach Parson eine strukturell-funktionale Theorie, welche sich als ein gedankliches Modell zur Abbildung sozialer Gebilde eignet und zur Erforschung unterschiedlicher Formen des geordneten Zusammenlebens dienen kann. (vgl. Schäfers 2006, S. 284f)

Um den Bezug mit den Stories von P.K. Dick herstellen zu können, muss die oben erwähnte Grafik noch einmal herangezogen werden. Hier wird womöglich auf den ersten Blick ein chaotisches System vermutet, jedoch bei einer analytischen Betrachtung sind die strukturell-funktionalen Bereiche durchaus auszumachen. Was als der Ursprung zu sehen wäre ist die Masse, der Leser, in diesem Fall. Hier wird vom Autor auf der Basis dieses geordneten Zusammenlebens - im realen Leben - ein Werk erschaffen, welches diese Masse bedient.
Philip K. Dick setzt allerdings innerhalb seiner Geschichten diese Strukturen immer wieder außer Kraft. Dies führt zu einem neuen System der Kommunikation, was besonders in den Mitteln (wie das Buch im Buch, Radio, Fernsehen usw.) zur Geltung kommt und somit den Leser außerhalb dieses bekannten strukturell-funktionalen Systems versetzt.

Nach Luhmann könnten hier die Begriffe der Autopoiesis - was das wirken der Geschichten von P.K. Dick auf den Leser betrifft - und Allopoiesis – was das Erfinden, das Schreiben, der Geschichten betrifft – verwendet werden. (vgl. Richter 2001, S. 145f)

Autopoietische Systeme erzeugen die Elemente, aus denen sie bestehen, mit Hilfe der Elemente, aus denen sie bestehen, selber. Der Gegenbegriff wäre Allopoiesis, also Fremdererzeugung […] (Richter 2001, S. 145)

Nach Luhmann bestehen soziale Systeme nicht aus Menschen, sondern aus Elementen der Kommunikation. Luhmann benutzt des Weiteren die Begriffe der Sinnfestlegung, des Sinngebrauchs und die Vorgänge der Sinngebung. Die Produktion und Verwendung von Sinn gilt, laut Luhmann, als das wichtigste Mittel des Menschen und von sozialen Systemen. (vgl. Schäfers 2006, S. 287ff)

Wie beschrieben spielt Dick in seinen Geschichte mit der Sinngebung, den Sinnvorgaben und der Produktion von Sinn an sich. Die Struktur, das System von Sinn, entwickelt sich aus der strukturell-funktionalen Ebene zu einer fiktionalen Ebene und schafft somit neue Sinnverhältnisse, welche sich dem Leser mehr oder minder erschließen. Das allopoietische System (in der Form der Story an sich) kommt hier also voll zur Geltung und legt den Grundstein zum Sinn, oder eben das Sinnhafte.
Was hier kurz erläutert wurde, bezieht sich auf die Systeme, welche im sozialen Gefüge als eine Grundlage zu bezeichnen wären. Die Vorgänge der Massenkommunikation wurden in den vorigen Einträgen bereits detailliert geschildert. Dieser Eintrag soll einen weiteren spezifischen Einblick in diese Systeme und deren Wirken veranschaulichen. Hier sollte ein Teil der Funktionen und Wirkungsweisen von Sinn,dessen Entwicklung und Auswirkungen innerhalb von Massenmedien bzw. der Massenkommunikation dargelegt werden. All dies im Bezug auf die oben erwähnten Sitzungen und das Buch „Radio Free Albemuth“ von Philip K. Dick.

Was hier noch erwähnt werden sollte ist unter anderen die Kritik von Hans-Dieter Kübler an dem, seiner Meinung nach, zu abstrakten Medienbegriff Luhmanns. Er kritisiert vor allem, dass die Systemtheorie hier Massenmedien nur als instrumentelles, also technisches Verbreitungsmittel sieht. Ein zu eng gefasster Begriff, welcher sich rein auf die Grundlage von Information und Nichtinformation beschränkt. Laut Kübler sollte der Begriff allerdings noch weiter gefasst werden und sich auch auf die Funktionen zwischen diesen Informationsebenen ausweiten. (vgl. Kübler 2000, S.9ff)



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